„Es wird alles gut!“ – Wie gerne würde ich sagen, dass diese Worte mir die Angst genommen und mich auf die nachfolgenden Momente vorbereitet haben. Doch das haben sie nicht. Manchmal sitze ich auf dem Boden, die Knie leicht angewinkelt, und starre gedankenlos in die Leere. Ich spüre dabei deutlich einen tiefen Schmerz. Die Stille ist in diesen Momenten präsenter denn je und kaum auszuhalten.
Der Verlust meiner Kinder im vergangenen Jahr hat mich stark verändert. Nicht nur das ich reifer geworden bin, auch habe ich meine Grenzen überschritten und mich dabei besser kennengelernt. Mittlerweile kenne ich den Grund für meine zweite vorzeitig beendete Schwangerschaft. Der Schmerz wird dadurch nicht leichter, dennoch war es wichtig eine Antwort auf das „Warum“ zu bekommen.
Conner, wie wir unser zweites Kind liebevoll getauft haben, war zu keiner Zeit lebensfähig, denn er verirrte sich in den Eileiter und blieb dort lange unentdeckt. Im Fachjargon spricht man dann von einer Extrauteringravidität. Die meisten extrauterinen Schwangerschaften treten im Eileiter auf und werden daher Eileiterschwangerschaften genannt. Die Implantation des Embryos kann jedoch auch in den Eierstöcken und der Bauchhöhle auftreten.
Plötzlich begann die Angst um mich und mein Kind – Eileiterschwangerschaft
Das Ende meiner zweiten Schwangerschaft kam plötzlich und unerwartet. In der Nacht vor meinem Eingriff streichelte ich meinen Bauch und lauschte den sanften Klängen der Spieluhr bis ich schließlich in das Land der Träume versank. Am nächsten Morgen fühlte sich mein Bauch jedoch komisch an, eine seltsame Leere machte sich bemerkbar. Mir war dieses Gefühl nicht fremd, immerhin nahm ich es bereits bei meiner ersten Schwangerschaft wahr. Die Angst vor einer erneuten Fehlgeburt stand plötzlich im Raum. Schlagartig traten zudem starke Schmerzen im Unterbauch auf. Gefolgt von einer leichten vaginalen Blutung. Ich wurde panisch, spürte mein Herz rasen und die Tränen auf meinen Wangen. Später schrie ich lautstark los und weinte ununterbrochen. Zeitgleich versuchte ich mich wieder unter Kontrolle zu bekommen, um Hilfe zu holen. Meine Hand griff wie in Trance zum Smartphone und tippte die Nummer meiner Schwiegermutter (in Spe) ein. Wenige Minuten später stand sie neben mir, legte meine Beine hoch und versuchte mich zu beruhigen.
Im Krankenhaus brach ich schließlich zusammen und konnte nur noch mit einem Rollstuhl in den Behandlungsraum gefahren werden. Die darauffolgenden Minuten nahm ich demzufolge kaum noch richtig wahr. Nachdem die Ärztin einige Tast- und Ultraschall-Untersuchungen durchgeführt hatte, folgte schnell die traurige Gewissheit. Weinend saß ich im Rollstuhl und streichelte meinen Bauch. Es war das letzte Mal das mein Kind mir nahe war, denn bereits wenige Minuten später lag ich auf dem Klinikbett und wurde für die Not-Operation vorbereitet.
Symptome einer Eileiterschwangerschaft
Normalerweise treten in der sechsten bis neunten Schwangerschaftswoche erste Anzeichen auf, die auf eine Eileiterschwangerschaft hindeuten. Neben Blutungen, möglicherweise auch nur Schmierblutungen, treten auch unterschiedlich starke Unterleibsschmerzen auf. Diese sind meist einseitig auf der Seite der Eileiterschwangerschaft wahrzunehmen. Leichtes Fieber und eine berührungsempfindliche Bauchdecke sind ebenfalls möglich. Wird die Eileiterschwangerschaft sehr früh entdeckt, ist eine Operation nicht unbedingt nötig. In solchen Fällen kann die Eileiterschwangerschaft medikamentös behandelt werden. In meinem Fall war jedoch bereits ein fortgeschrittenes und riskantes Stadium erreicht, weshalb ich sofort in den Operationssaal gebracht werden musste.
Immer wieder schluchzte ich laut auf, spürte die Tränen auf meiner Wange und zitterte am ganzen Körper. Ich fühlte mich alleine, kraftlos und durcheinander. Eben war noch alles in Ordnung und jetzt musste ich schon wieder Abschied nehmen. Die Krankenschwestern streichelten mir immer wieder über den Kopf und flüsterten mir liebevolle Sätze zu.
„Alles wird gut, Janine.“
Emotionale Auswirkungen & Unterstützung
Nach der überstandenen Operation lag ich alleine in meinem Krankenhauszimmer und starrte die Wand an. Es schien, als hätte ich zu jenem Zeitpunkt nicht verstanden was gerade geschah. Mein Bauch fühlte sich leer an, die Stille war kaum auszuhalten. Meine Hände lagen ganz ruhig auf der Matratze.
Ich hatte Angst sie auf den leeren Bauch zu legen.
Es fühlte sich falsch an ihn zu berühren.
Immer wieder unterbrachen die Krankenschwestern diese Stille und erkundigten sich nach meinem körperlichen Zustand.
Ich lebte.
Mehr war in diesem Augenblick nicht wichtig.
Erst spät am Abend sank ich meinen Kopf und dachte über die erlebten Stunden nach. Innerlich tobte es. Ich spürte Wut, Enttäuschung und Kummer. Vor allem der Schmerz über den Verlust schien kaum ein Ende zu nehmen. Am liebsten hätte ich geschrien und meine Fäuste gegen die Wand geschlagen. Stattdessen saß ich einfach nur da und weinte. Wieder fühlte ich mich alleine.
Mittlerweile sind 238 Tage vergangen. 7 Monate und 25 Tage die so viel Kraft und Mut gekostet haben. Ich gebe zu, ich dachte daran aufzugeben und mir das Leben zu nehmen. Doch immer dann, wenn diese Gedanken besonders intensiv waren, habe ich meinen Partner angeguckt und angefangen darüber nachzudenken. Niemals würde ich ihm sowas antun wollen. Er war der einzige Mensch, der mir zur Seite stand, obwohl er selbst mit dem Schmerz zurechtkommen musste. Ungeachtet dessen hat er mich immer wieder zum Lachen gebracht, mir gezeigt das Aufgeben keine Option ist und wir gemeinsam diese schwere Zeit meistern können. Im Krankenhaus streichelte er mir den Kopf, während der Beerdigung unserer Kinder hielt er meine Hand und im Alltag sorgt er immer für ein Lächeln auf meinen Lippen.
Der Verlust unserer Kinder hat uns verändert, zeitgleich hat er uns als Paar gestärkt und verdeutlicht, dass wir gemeinsam alles schaffen können.
Die Eileiterschwangerschaft war ein Schock sowie eine weitere schmerzhafte Erfahrung. Doch ich bin mir sicher, irgendwann werden wir für diese Trauer und Schmerzen belohnt und unser Wunsch in Erfüllung gehen. Wir müssen nur Geduld haben.
Janine
Ariane klein meint
Liebe janine
Ich kann deinen Schmerz nicht nachvollziehen da ich selbst nie in einer solchen Situation war. Es tut mir trotzdem weh deine Worte zu lesen. Bitte bleib stark und glaube an dich.
Du bist sehr mutig und tapfer und wirst dafür irgendwann belohnt werden.
Ich wünsche es dir
LG Ariane
Janine meint
Danke für deine lieben Worte.
Ivonne meint
Ich drücke dich mal ganz dolle. Mir steht dieses Jahr auch noch eine Gebärmutterentfernung bevor und obwohl unsere Familienplanung abgeschlossen ist, möchte ich die OP nicht. :-(
Janine meint
Das tut mir sehr Leid zu lesen. :(
Sandra Jessen meint
Liebe Janine.. ich bin in Gedanken bei dir, denn ich weiß, wie es sich anfühlt, etwas sonliebgewonnenes gehen zu lassen.. müssen. Die Stille im Bauch ist Ohrenbetäubend.. man kann klar denken und weiß nicht mehr weiter. Es gibt keine Worte, die die Schmerzen so lindern können. Fühl dich ganz lieb gedrückt..
Janine meint
Vielen herzlichen Dank für deine lieben Worte.
Netta Schaper meint
ich fühle mit dir und ich wünsche mir für euch ein Wunder. Bleib stark und du machst das alles gut.
Janine meint
Liebe Janine,
ich heiße auch Janine, bin 35 Jahre alt und die Not-OP ist nun eine Woche her. Noch immer kämpfe ich mit Heul-Attacken. Mein Frauenarzt hat die Eileiterschwangerschaft nicht erkannt und weil ich über 3 Wochen mit Blutungen und immer mal wieder auftretenene krampfartige Unterleibschmerzen hatte, es als eine bereits abgehende Fehlgeburt bezeichnet und mich zur Ausschabung ins Krankenhaus verwiesen. Dort erkannten sie eine intakte Schwangerschaft im Eileiter. Für mich brach eine Welt zusammen. Erst musste ich die Fehlgeburt akzeptieren und dann erfahre ich, dass mein Baby lebt und ich eine der schlimmsten Entscheidungen treffen muss. Ich war bereits 10+1 ss und mein Leben stand auf dem Spiel. Alles weitere kennst du ja. Da ich das Geschlecht meines Babys nicht kenne, nenne ich er/sie Alex (Elex ausgesprochen). Ich will innerhalb meiner Familie nicht über mein Leid reden, da ich nicht in Tränen ausbrechen will. Das mache ich nur nachts, wenn mich keiner hört und sieht.
Nun habe ich den innigsten Wunsch einen weiteren Versuch nach einem Baby zu starten, aber habe tierische Angst davor, erneut all das durchmachen zu müssen.
Janine meint
Liebe Janine (hihi wie lustig :) ),
das kann ich total nachvollziehen. Ich wurde relativ schnell wieder schwanger, im August 2020 musste ich Ruby dann jedoch auch ziehen lassen. Seither gelte ich als unfruchtbar.
Deine Angst ist absolut in Ordnung und natürlich auch normal. Ich habe meinen drein auch Namen gegeben und nutze diese immer dann, wenn ich über sie spreche. Ein ganz wichtiger und wertvoller Schritt in der Trauerphase!
Auch verstehe ich das du nicht mit deiner Familie darüber reden möchtest. Geht mir genauso, meist treffe ich auf Unwissenheit, Ignoranz oder einfach nur Angst. Immerhin ist es nicht leicht ein Kind zu verlieren, geschweige denn im Nachhinein die passenden Worte zu finden. An besonders schlimmen Tagen schreibe ich daher in mein „Briefe an mein Sternenkind“ Buch. Ein ganz einfaches Buch das mir ermöglicht ein paar Zeilen an meine Kinder zu senden. Meine Gedanken zu hinterlassen und ihnen meine Liebe zu zeigen. Zusätzlich male ich sehr viel auf Grabkerzen und zünde diese Nachts an. Auch kleben selbstgemachte Sterne aus Papier mit Transparentfolie versehen an meinen Fenstern. Für mich ist das irgendwie Trauerarbeit und eine Möglichkeit ihnen trotz allem zu zeigen, dass ich sie hier auf der Erde nicht vergessen habe.
Der Schmerz ist grausam. Depressionen, Selbstzweifel, Schuldgefühle – ich kann dir nicht sagen wie beschissen es manchmal ist. Aber ich glaube das weist du auch ganz gut. Wenn du jemanden zum reden brauchst kannst du mir jederzeit via E-Mail schreiben. Es kann zudem helfen offen darüber zu reden, auch wenn es schwer fällt und so manche Träne kullert. Aber es ist wichtig das DU von diesem Erlebnis sprichst und dein Sternchen Alex auch weiterhin in deinem Alltag lässt. Es wird nicht besser, aber etwas leichter.
Fühl dich gedrückt <3 Du bist nicht allein!
Janine meint
Schön zu lesen, dass ich nicht allein mit diesem besch… Problem bin. Danke für deine netten Worte. Klasse Ideen, um die Trauer zu verarbeiten. Ich werde es ausprobieren.
Lieben Dank
Anja Breuer meint
Hallo an alle, die hier ihre Erfahrungen und Gefühle teilen! Vielen Dank dafür!
Ich heiße Anja und werde nächsten Monat 39Jahre alt.
Ich hatte vor mittlerweile 11Jahren eine ELS. Ich habe mein Kind in der 5.Woche verloren, ich weiss, dass es ein Mädchen war. Erst ging es ab und drei Wochen später hatte ich so starke Schmerzen, dass ich ins Krankenhaus musste und notoperiert wurde. Der Eileiter ist zum Glück gesund geblieben. Seit dem war ich nicht mehr schwanger. Seit einem halben Jahr bin ich mit einem Mann zusammen, der mir ein Kind schenken will. Er sagte zu mir, ich spüre, Du willst ein Kind und ich möchte es Dir schenken. Ich hatte mich seit der damaligen Schwangerschaft immer nur oberflächlich mit dem Thema auseinander gesetzt. Seit einiger Zeit habe ich so starke Trauergefühle wegen der damaligen Schwangerschaft. Ich denke jedes Jahr daran, denn das Ganze spielte sich um die Weihnachtszeit ab. In diesem Jahr ist es anders. Ich habe so heftige Gefühle wegen diesem Kind. Ich habe das nie wirklich gefühlt. Damals war ich in einer sehr schwierigen Lebenssituation und die ELS war eher sowas wie eine Nebensache. Ich wollte damals nicht schwanger werden. Wir benutzen damals ein Kondom, das riss, ich nahm die Pille danach und wurde trotzdem schwanger, was für ein Wunder, oder?
Ich wünsche mir ein Kind und in mir habe ich das Gefühl, dass ich das nicht darf, irgendwie fühlt sich das so an, als würde ich mein erstes Kind verraten. Ich weiss, das klingt irgendwie verrückt, ich bin selbst ziemlich überrascht über diese Gefühle. Ich würde gerne meinem kleiner kleinen Tochter begegnen, mich bei ihr bedanken, dass sie zu mir bekommen ist, sie hat mich damals sehr beschützt. Ich möchte ihr sagen, dass ich sie sofort geliebt habe. Ich möchte sie darum bitten, dass ich sie loslassen darf. Ich weiss nicht so richtig, wie das ist. Wird sie ein Geschwisterchen bekommen, wenn ich ein Kind bekomme? Wird das Geschwisterchen immer konfrontiert sein, mit einer toten Schwester? Könnt ihr mir Eure Erfahrungen dazu schreiben? Ich wäre Euch so dankbar!
Es ist das erste mal, dass ich so offen und ehrlich über die ELS (unter Tränen) schreibe. Ich danke Euch fürs Lesen.
Alles Liebe
Anja
Nina meint
Hallo, ich kann so gut nachvollziehen wie du dich fühlst. Ich hatte im Februar eine Fehlgeburt. Da ich ständig weiterhin starke Schmerzen hatte bin ich ins Krankenhaus, dort hat man dann festgestellt das ich gleichzeitig auch noch eine Eileiterschwangerschaft hatte. Sie war so weit fortgeschritten das man mit den linken Eileiter entfernen musste. Nun im August war ich erneut schwanger. Da man in der 7. Woche noch nichts im Ultraschall sehen konnte wurde eine Bauchspiegelung gemacht wegen erneuerten Verdacht auf eine Eileiterschwangerschaft. Dort wurde aber nichts festgestellt. Man sagte mir ich solle mal abwarten vielleicht entwickelt sich noch etwas. Dann ging es schnell und man sah eine Fruchthöhle, kurz darauf bekam ich Blutungen. Ich bin sofort ins Krankenhaus, dort sagte man mir es wäre noch alles in Ordnung und ein Dottersack wäre zu sehen. Ich wurde mit Magnesium entlassen. Einige Tage später wurden die Blutungen stärker und spätestens als dann einige „Teilchen“ mein Körper verließen war es mir klar. Fehlgeburt.. Man stößt auf soviel Missverständnis, selbst Vorwürfe musste ich mir anhören. Warum wirst du so schnell wieder schwanger, musst du überhaupt noch ein Kind bekommen (ich habe 2). Man bleibt mit der Trauer und den Schwangerschaftssymptomen die ja noch lange bleiben zurück
Ich habe nun wirklich auch mega Angst wieder schwanger zu werden. Gleichzeitig würde ich auch gerne noch eins nehmen. Aber es ist ja nun auch für den Körper und die Seele Mega Streß
Janine meint
Das tut mir sehr Leid zu lesen :( das Problem mit den Missverständnissen und Vorwürfen kenne ich zu gut…ich versuche es immer an mir abprallen zu lassen aber klappt leider nur bedingt.
Ich habe mich aktuell gegen ein Kind entschieden, zumindest so lange, bis ich weiß was das eigentliche Problem war/ist. Derzeit finden diesbezüglich viele Untersuchungen statt um endlich Antworten zu finden. Von deinen Mitmenschen solltest du dir dabei aber nichts einreden lassen. Es ist DEIN Leben, DEIN Körper, DEINE Entscheidung und irgendwann wird gewiss alles gut :) Ich wünsche es dir!
Liane meint
Liebe Janine,
heute vor zwei Wochen wurde ich zuhause, in den Armen von meinem Mann, ohnmächtig.
Ca. 1,5 Wochen vorher wurde meine zweite Fehlgeburt (7.SSW, erstes Sternchen 03/2019, 11.SSW) in der Gebärmutter erkannt.
Da der Abgang die Woche darauf begann (ohne Ausschabung), begann auch dann für mich die Zeit um Abschied zu nehmen.
Allerdings hatte ich dann, 3 Tage später, Sonntag, 01.11.2020, schlagartig Schmerzen rechts im Unterleib. Die Schmerzen strahlten im gesamten Bauchraum. Ich wusste sofort das etwas nicht stimmte und sagte zu meinem Mann, dass wir sofort ins Krankenhaus müssen.
Ich wollte noch meine Jacke anziehen, merkte aber dass es gleich dunkel wird und lehnte mich an meinen Mann, er nahm mich in den Arm…… das nächste was ich wieder weiß ist, dass ich ihn habe rufen hören „bist du da… Schatz bleib bei mir… ich rufe den Notarzt“
Gleichzeitig schleckte mich unsere Hündin ab, erst da merkte ich, das ich in unserem Flur auf dem Boden lag.
Der Notarzt nahm mich mit ins Krankenhaus. Mein Mann durfte auf Grund der Corona Maßnahmen nicht mit ins Krankenhaus. Er fuhr zwar hinterher, aber er wurde weg geschickt.
Meine Tränen liefen unaufhörlich….ich hatte Angst und sollte auch noch alleine bleiben.
Als die Ärztin mich untersuchte sagte sie „oh…“
Das ist nie gut… es war schon sehr viel freie Flüssigkeit im gesamten Bauchraum.
Der Chef Gynäkologe wurde sofort von daheim gerufen um eine Notoperation bei mir durchzuführen.
Es ging alles so schnell… auf dem Weg in den OP Saal konnte ich immer noch nicht aufhören zu weinen, auch wenn ich wusste mir wird gleich geholfen.
Neben meiner zweiten Fehlgeburt in der Gebärmutter, hatte sich ein zweiter Embryo in den Eileiter verirrt… der Eileiter war bereits geplatzt, so dass der rechte Eileiter nicht erhalten werden konnte.
Jetzt, auch zeitlich exakt, zwei Wochen nach diesem Horror Moment geht es mir eher so la la.
Körperlich habe ich nach der OP noch Schmerzen im Unterleib, allerdings nach Aussage des Arztes bei der Kontrolle, alles okay.
Er sagte dass ich sehr viel Blut verloren habe und dass mir klar werden soll, dass diese Situation und OP nicht ohne war….
Darüber werde ich mir, jeden Tag ein Stück mehr, bewusst…
Ich habe auch noch ziemlich Kreislauf Probleme, was aber auf den hohen Blutverlust zurück zu führen ist und mein Eisenwert ist noch nicht soooo gut.
Psychisch gesehen gibt es gute und weniger gute Tage.
Wie du, rede ich in der Familie auch nicht darüber.
Klar wissen es meine Eltern, Bruder und Schwiegereltern, aber das war es… ich kann und will es nicht in der Familie ausbreiten.
Ich will nicht etliche Anrufe, wo ich wieder und wieder darüber sprechen muss, das schaffe ich nicht und es tröstet mich auch nicht wenn ich gesagt bekomme „schau nach vorne, es kommen auch wieder andere Tage…“ das weiß ich… es tut mir leid, aber es tröstet mich nicht.
Ich weine für mich, dann wenn mal wieder kein guter Tag ist und das einzige was mich dann tröstet, ist mein Mann, der mich einfach schweigend in den Arm nimmt, dem ich nicht erklären muss warum ich jetzt traurig bin und worüber ich nachdenke….
Der Wunsch nach einem Kind ist natürlich nach wie vor da… aber da wir jetzt 3 Sternchen haben, werde ich etwas Zeit brauchen…
Das alles muss mir noch bewusst werden…
Aktuell ist in meinem Kopf „ich lebe noch und kann, dank meinem Mann, heute morgen den farbenfrohen Sonnenaufgang sehen.“
Ich habe bereits ein Tattoo für unser erstes Sternenkind.
Ich habe einen kleinen Elefanten gemalt, der seinen Luftballon ziehen lässt.
Für diese beiden Sternchen (wir haben keine Namen) überlege ich noch ob ich das Tattoo mit dem kleinen Elefanten erweitere, mit zwei weiteren Luftballons oder ob ich ein anderes Tattoo dafür verewigen lasse.
Das ist meine Art es zu verarbeiten. So sind sie dennoch Tag ein Tag aus bei mir.
Ich versuche auch zu schreiben… einfach nur für mich.
Ich wünsche dir und allen anderen Frauen, die Sternenkinder im Herzen tragen, alles Gute, viel Kraft, viel Mut und sende euch Umarmungen.
Liebe Grüße
Liane
Janine meint
Liebe Liane,
puh da bekomme ich gleich Gänsehaut und muss an meine Situation denken die ja ähnlich ablief. Es tut mir wirklich sehr Leid und ich würde dich gerade am Liebsten in den Arm nehmen.
Mir gefällt deine Art der Trauerarbeit sehr gut. Ein Tattoo ist etwas bleibendes und eine wie ich finde sehr schöne Möglichkeit seine Trauer zu verarbeiten. Ich wollte das tatsächlich auch noch machen, allerdings kämpfe ich derzeit noch schwer mit unserem dritten Verlust (Aug 2020). Vielleicht schaffe ich es im kommenden Jahr mir auch eine solche Erinnerung anzulegen.
Ich wünsche dir von Herzen das die guten Tage überwiegen und die Trauer dir nicht dein Lächeln raubt. Und wenn doch, dann lass es zu und weine! Vllt schaffst du es auch irgendwann darüber zu reden. Ich tue das mittlerweile sehr viel häufiger, auch wenn meine Mitmenschen nicht sehr begeistert davon sind, aber mir tut es gut und das ist denke ich das wichtigste :)
Liebe Grüße,
Janine
Liane meint
Liebe Anja,
das erste was mir in den Sinn kam, war „Du verrätst dein verstorbenes Töchterchen nicht“!
Es wird immer ein Teil von dir sein.
Es fehlen mir die Worte es zu erklären…
Ich selbst habe auch drei Sternenkinder.
Mein erstes im März 2019 und meine zwei weiteren zeitgleich vor zwei Wochen.
Auch wenn meine letzte Fehlgeburt und zusätzliche ELSS erst zwei Wochen her ist, weiß ich eins genau….. ich habe den Mut nicht verloren….
Ich lebe noch und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als einem Baby meine Liebe und ein glückliches gesundes Leben schenken zu können.
Das bedeutet nicht, dass ich meine drei Sternchen jemals vergessen werde. Auch der Schmerz wird immer da sein, aber man lernt damit umzugehen.
Ich wünsche dir viel Kraft für deine Entscheidung.
Liebe Grüße
Liane
Anne meint
Liebe Janine,
ich habe gerade deinen Text gelesen und geweint… Denn ich bin gerade selbst an dieser Stelle. Es war meine erste Schwangerschaft, sie wurde gestern in einer OP beendet und der dazugehörige Eileiter wurde entfernt. Ich bin 29 und mein Kinderwunsch ist verdammt groß, aber die Angst, dass noch mal durch machen zu müssen ist genauso groß
Liebe Grüße Anne
Janine meint
Liebe Anne,
das tut mir von Herzen leid!! Fühl dich virtuell gedrückt. Ich weiß es ist keine einfache Zeit und den Schmerz kann dir niemand nehmen, daher nimm dir so viel Zeit wie du brauchst. Weine, schreie und wenn dir danach ist dann lass auch ein lachen zu.
Ich habe mich jetzt erstmal gegen ein Kind entschieden und „warte“ bis nächstes Jahr. Ich hoffe dadurch wieder psychisch etwas stärker zu werden. Die Angst das nochmal mitmachen zu müssen ist einfach unglaublich präsent :(
Fühl dich lieb gedrückt,
Janine