Grenzen setzen ohne Geschrei – Geht das?

„Nein!“ – mein kleiner Glückskeks steht empört vor mir, die Stirn in Falten gelegt, Tränen in den Augen. Er ist zwei Jahre alt, voller Energie, Entdeckungsfreude – und manchmal eben auch Wut. In solchen Momenten frage ich mich oft: Kann man Grenzen setzen ohne Geschrei? Ganz ehrlich? Ja, es geht. Aber es braucht Geduld, innere Klarheit und viel Liebe.

 

Warum Kleinkinder Grenzen brauchen

 

Kinder im Alter von zwei Jahren testen täglich ihre Umwelt – und unsere Nerven. Doch genau in dieser Phase ist es wichtig, liebevoll Grenzen zu setzen, denn sie geben Sicherheit, Orientierung und Halt. Ein Kind, das spürt, dass Mama oder Papa für Struktur sorgt, fühlt sich geborgen. Grenzen bedeuten nicht Kontrolle – sie bedeuten Fürsorge.

Ich habe gelernt: Grenzen setzen heißt nicht „Nein“ schreien, sondern einen sicheren Rahmen zu schaffen, in dem mein Kind wachsen kann.

 

Ohne Schreien erziehen - meine größten Aha-Momente

 

Früher dachte ich, wenn mein Glückskeks „ausrastet“, muss ich laut werden, um gehört zu werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Je ruhiger ich bleibe, desto schneller beruhigt er sich.

Ein Beispiel: Er wollte unbedingt ohne Jacke bei fünf Grad raus. Ich sagte ruhig: „Ich sehe, du willst keine Jacke anziehen. Aber es ist kalt, ich möchte nicht, dass du frierst.“ Dann habe ich ihm zwei Jacken zur Auswahl gegeben – plötzlich war das Drama vergessen. Entscheidungsfreiheit innerhalb eines Rahmens – das funktioniert oft erstaunlich gut.

 

Klare Sprache, liebevoller Ton

 

Was mir hilft:

  • Ich-Botschaften statt Befehle: „Ich sehe, du bist wütend, weil wir jetzt gehen müssen.“

  • Ruhiger Tonfall: Auch wenn es innerlich brodelt – laut werden bringt meist nur Gegenwehr.

  • Auf Augenhöhe kommunizieren: Ich gehe in die Hocke, schaue ihm in die Augen.

  • Regeln vorher ankündigen: „Noch fünf Minuten spielen, dann gehen wir nach Hause.“

Diese kleinen Veränderungen haben viel bewirkt. Mein Kind fühlt sich gesehen – und ich mich weniger hilflos.

 

Grenzen mit Herz - kein Widerspruch

 

Manche glauben, sanfte Erziehung bedeutet, keine Regeln aufzustellen. Das Gegenteil ist der Fall. Es geht nicht darum, alles durchgehen zu lassen, sondern darum, klare Grenzen mit Respekt und Empathie zu setzen.

Ich stelle mir oft die Frage: Was will mein Glückskeks mir mit seinem Verhalten sagen? Hunger? Müdigkeit? Überforderung? Wenn ich seine Bedürfnisse erkenne, kann ich besser reagieren – ganz ohne Geschrei.

 

Auch Eltern brauchen Grenzen

 

Eine wichtige Erkenntnis: Auch ich darf meine Grenzen zeigen. Wenn ich merke, dass meine Energie am Limit ist, nehme ich mir bewusst eine Pause. Selbstfürsorge ist keine Schwäche – sie ist Voraussetzung dafür, geduldig und liebevoll zu bleiben.

Ich sage meinem Sohn manchmal: „Ich brauche jetzt einen Moment Ruhe. Danach spiele ich gern mit dir.“ So lernt er auch, dass Mama Gefühle und Bedürfnisse hat – und wie man gesund damit umgeht.

 

Fazit: Grenzen setzen- ja, aber mit Gefühl

 

Grenzen setzen ohne Geschrei ist möglich – wenn wir bereit sind, hinzuhören, ruhig zu bleiben und unser Kind mit dem Herzen zu begleiten. Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Es geht darum, da zu sein – echt, präsent und liebevoll.

Mein kleiner Glückskeks hat mich gelehrt, dass die leisen Töne oft die stärksten sind. Und dass eine Umarmung manchmal mehr bewirkt als tausend Worte.

with love,
Janine
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