Mein erstes Mal mit Kind in der Notaufnahme

"Wir packen jetzt den Koffer und fahren in die Notaufnahme!" - es waren Worte der Verzweiflung, denn zu jenem Zeitpunkt wussten wir einfach nicht mehr weiter. Nervös und mit ein paar Tränchen auf den Wangen packte ich ein Kleidungsstück nach dem anderen ein und versuchte trotz allem einen kühlen Kopf zu bewahren. Nebenbei nahm ich den harten, bellenden Husten meines Kindes wahr. Mein erstes Mal mit Kind in der Notaufnahme - Pseudokrupp du Fiesling!

 

Nur nicht in Panik verfallen, tja, wenn das nur so einfach wäre. In Momenten wie diesen fällt es mir schwer mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Immer wieder kullern vereinzelt Tränen die Wangen hinab, ich zittre und spüre diese unglaublich große Angst in mir. Es ist eine Angst, die sich nur schwer in Worte fassen lässt, die ich auch erst empfinde, seit ich Mama bin.

Die Angst um mein Kind.

Nachdem der Koffer gepackt und der Glückskeks angezogen war, fuhren wir ins nahegelegene Krankenhaus. Es war mein erstes Mal mit Kind in der Notaufnahme, umso verrückter machte mich die Situation. Vor Ort schilderten wir der freundlichen Nachtschwester unser "Problem", die sofort die Kinderärztin auf Station anrief. Es war inzwischen kurz nach 2 Uhr, dementsprechend ruhig in der Notaufnahme. Vereinzelt wurden ein paar Patienten mit dem Krankenwagen gebracht, im Warteraum saßen jedoch nur wir drei: ein kränkelnder Glückskeks, eine völlig verzweifelte Mama und ein total übermüdeter Papa. Trotz allem haben wir in diesem Augenblick funktioniert und unserem Kind die nötige Sicherheit und Aufmerksamkeit geschenkt, die er benötigt hat.

Nach einer kurzen Wartezeit kam die junge Ärztin und forderte uns auf, ihr ins Behandlungszimmer zu folgen. Während sie unseren Sohn untersuchte, stellte sie unzählige Fragen. Schon wenige Minuten später war die Diagnose klar: Pseudokrupp.

 

Pseudokrupp du Fiesling!

 

Bei einem Pseudokrupp handelt es sich um eine Erkrankung der Atemwege, bei der die Schleimhaut im Bereich des Kehlkopfes und der Stimmbänder entzündet und angeschwollen ist. Dadurch sind die Atemwege verengt, was wiederum zu typischen Symptomen wie einem bellendem Husten, einer heiseren Stimme und Atemnot führt. Pseudokrupp-Anfälle können in unterschiedlichen Schweregraden auftreten. Während die einen lediglich mit bellenden Husten und leichten Atem- und Schluckbeschwerden zu kämpfen haben, besteht bei anderen Kindern akute Erstickungsgefahr. In einem solchen Fall muss sofort der Notarzt oder Rettungsdienst gerufen werden.

Doch auch wenn der Anfall nicht ganz so schlimm ist, sollte man trotzdem sofort einen Kinderarzt aufsuchen.

Unser Glückskeks hat in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch einen starken Pseudokrupp-Anfall erlitten und aufgrund des starken Hustens kaum noch Luft bekommen. Angesichts des Feiertages blieb uns keine andere Wahl, als in die Notaufnahme zu fahren.

Am darauffolgenden Werktag stand schließlich ein Besuch bei der Hausärztin an, die die Diagnose bestätigte. Noch immer war ein Rasselgeräusch beim Atmen und ein trockener, bellender Husten zu hören. Glücklicherweise hatte er kein Fieber mehr.

Mit reichlich Medikamenten in der Tasche und einem Rezept für ein Inhalationsgerät machten wir uns wieder auf den Heimweg.

 

Mein erstes Mal mit Kind in der Notaufnahme

 

Innerlich war ich in diesen Minuten ein Wrack.

Ich stellte mich und meine Entscheidungen infrage. War völlig fern von mir selbst. Was wenn...? Habe ich richtig gehandelt? War die Notaufnahme wirklich nötig? Wird er je wieder gesund? Was habe ich falsch gemacht?

Es war ein regelrechtes Wirrwarr in meinem Kopf und es nahm einfach kein Ende. Schuld daran war nicht nur die Situation an sich, sondern auch das drumherum. Denn meine Abwesenheit blieb nicht unbemerkt und so trudelten einige Nachrichten ein, ob es uns gut ginge. Offen sprach ich von unserem ersten Mal mit Kind in der Notaufnahme und darüber, dass wir noch nicht aufatmen können, solange der Glückskeks gegen die fiesen Pseudokrupp-Anfälle kämpft. Daraufhin erreichten mich nicht nur stärkende und positive Worte, sondern auch Nachrichten, die Unverständnis zeigten:

"Als mein Kind Pseudokrupp hatte, bin ich nicht extra in die Notaufnahme gefahren...ist doch eigentlich gar nicht so schlimm" oder "..ist doch nur eine leichte Erkältung.."

Wie schlimm eine Krankheit ist (oder auch nicht) ist völlig egal. Ein Mamaherz (und Papaherz) blutet auch dann, wenn der Nachwuchs sich lediglich den Kopf gestoßen hat.

Wir dürfen traurig sein und ja, wir dürfen Angst um unser Kind haben.

Dieses Mitgefühl sollten wir uns niemals streitig machen lassen. Niemals an uns zweifeln, weil wir den sicheren Weg gewählt haben.

 

Liebe Mamas,

Liebe Papas,

fühlt euch bitte niemals schlecht, weil ihr Angst um euer Kind habt. Wenn ihr Mitgefühl in einer solchen Situation zeigt und der Pöbel euch deswegen kritisiert. Jedes Kind ist anders. Jedes Kind zeigt andere Symptome, Beschwerden und ja verdammt, auch ist jeder Krankheitsverlauf anders. Wir sind alle ganz unterschiedlich und so individuell wie ein jeder von uns, sind auch unsere Krankheitsgeschichten. Und das ist auch gut so!

Darum haltet einander fest und schenkt eurem Wunder all die Kraft und Liebe, die ihr in euch tragt und lasst euch niemals vom Weg abbringen. Ihr entscheidet richtig! Für euch. Für euer Kind!

 

Janine

with love,
Janine
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12 comments

  • ManuelaBe says:

    Mein Sohn hatte als Kleinkind auch einen Pseudokrupp Anfall und wir sind mit ihm auch in die Notaufnahme gefahren. Das bellende und ziehende Geräusch war für uns als junge Eltern einfach zu schlimm um abzuwarten ob es weg geht. Ihr habt alles richtig gemacht und wie Du ja geschrieben hast kommt es auch darauf an wie schwer der Anfall ist, als Laie kann man das gar nicht beurteilen.

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    • Janine says:

      Dieses seltsame Atmen - einfach unglaublich gruselig. Er liegt gerade neben mir und bei jedem noch so seltsamen Geräusch merke ich, wie mein Herz rast. Als Laie ist das wirklich schwierig einzuordnen.

      Danke für deine lieben Worte :)

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  • Alexandra Kremhoff says:

    Ich finde ihr habt total ruhig gehandelt. Ich hätte es genau so gemacht
    Ich würde niemals mit der Gesundheit eines meiner Kinder spielen. Lieber einmal zuviel als zu wenig

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    • Janine says:

      Genau so sehe ich das auch. Die Gesundheit unserer Kinder ist unglaublich wichtig und wertvoll!

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  • Meli says:

    Als Mama und Notfallsanitäterin, kann ich dir sagen - vollkommen richtig gehandelt.
    Ich selbst habe schon für beide Kids dir Kollegen alarmiert oder war in diversen Notaufnahmen und es war nie einfach für mich als Mama. Obwohl ich die Abläufe kenne und äusserlich die Ruhe und Sicherheit aisgestrahlt habe.

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    • Janine says:

      Puh das ist dann gleich nochmal ne ganz andere Situation.
      Ich habe echt an mir gezweifelt, ob das jetzt richtig war ins Krankenhaus zu fahren, aber er bekam einfach kaum noch Luft und da verstehe ich dann gar keinen Spaß mehr. Gerade oder vllt genau deshalb, weil er auch schon nach der Geburt Atemnot hatte und nicht geschrien hat, das sitzt irgendwie tief in mir fest und ich achte umso mehr darauf.

      Danke für deine lieben Worte:)

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  • Ursel Barth says:

    Da dein Zwerg nicht sagen konnte, ob es schlimm oder nicht schlimm ist, hast Du genau richtig gehandelt. Basta. Zumal dir geholfen wurde, das ist nicht immer so.

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  • Sissi S. says:

    Die besten Genesungswünsche für euren Glücksschatz Noah und eine feste Umarmung, wortlos an euch dreien :*

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    • Janine says:

      Das ist lieb, danke dir :)

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  • Jana says:

    Vor ca. 1 Jahr hat unser kleiner einen Pseudokrupp Anfall. Ihm ging es so schlecht das wir einfach nur den Rettungswagen gerufen haben. Für unseren kleinen ging es mit Papa und Blaulicht ins Krankenhaus. Ich bin sofort mit unseren 5 Monate alten Tochter hinterher. Im Krankenhaus haben sie ihn dann mit Adrenalin beatmet bis er sich beruhigte. Am Ende konnten wir um 2 Uhr Nachts mit ihm nach Hause und er konnte friedlich in seinem bettchen schlafen mit mir daneben.
    Es hat uns einen riesen schreck gemacht und es wird ein bewusst wie glücklich man über gesunde Kinder sein kann.

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    • Janine says:

      Wow das klingt wirklich furchtbar und ähnlich wie bei uns :( Mensch das muss echt ein riesen Schock gewesen sein :(

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