Es gibt Themen, über die spricht man nicht so leicht. "Therapie" klingt für viele immer noch schwer, fremd oder gar beängstigend. Für mich war es anfangs genauso. Doch Anfang dieses Jahres habe ich den Schritt gewagt: Ich habe eine Verhaltenstherapie begonnen und heute, Monate später, kann ich sagen, dass es die beste Entscheidung meines Lebens war.
Ich habe lange mit einer sozialen Phobie gelebt. Menschenmengen, Gespräche, sogar kleine Begegnungen haben mir Angst gemacht. Ich habe mich zurückgezogen, oft einsam gefühlt und war überzeugt, dass das Leben einfach nichts für mich bereithält. Es fühlte sich an, als würde ich am Rand stehen und zusehen, wie alle anderen mittendrin sind.
Doch mit jedem Gespräch in der Therapie habe ich gelernt, meine Gedanken zu verstehen, sie einzuordnen und ihnen nicht mehr so viel Macht zu geben. Es war kein schneller Prozess, eher wie ein Puzzle, das sich Stück für Stück zusammensetzt. Mal war es frustrierend, mal befreiend, oft beides zugleich. Aber genau in diesem Prozess habe ich mich selbst wiedergefunden.
Heute merke ich, wie viel sich verändert hat. Ich gehe wieder unter Menschen. Ich treffe mich mit anderen Mamas auf dem Spielplatz, tausche mich aus, lache, fühle mich dazugehörig. Ich habe sogar den Mut gefunden, in einem Verein aktiv zu werden - etwas, das ich mir vor einem Jahr niemals zugetraut hätte. Jeder kleine Schritt hat mir gezeigt: Ich kann das. Ich darf da sein. Ich bin nicht falsch.
Das Schönste ist aber, dass ich meinem kleinen Glückskeks zeigen kann, wie bunt und lebenswert das Leben ist. Er sieht mich lachen, er sieht mich mutig sein, er erlebt, wie ich Freude finde. Und ich weiß, dass ich ihm damit etwas unendlich Wertvolles mitgebe: die Erfahrung, das man Ängste überwinden und das Leben lieben lernen kann.
Ich fühle mich wieder glücklich. Nicht, weil mein Leben perfekt ist, sondern weil ich gelernt habe, dass ich es gestalten darf. Dass ich nicht nur Zuschauerin bin, sondern mittendrin.
Therapie ist kein Zeichen von Schwäche - im Gegenteil. Für mich ist es das mutigste, was ich je getan habe. Es bedeutet, sich dem Schweren zu stellen, statt davor wegzulaufen. Es bedeutet, sich selbst wieder ernst zu nehmen und sich ein gutes Leben zuzutrauen.
Wenn ich zurückblicke, bin ich unendlich dankbar. Dankbar, dass ich den Schritt gegangen bin. Dankbar für die Menschen, die mich begleiten. Und dankbar dafür, dass ich heute sagen kann: Das Leben ist gar nicht so doof. Im Gegenteil, es ist voller schöner Momente, wenn man sich traut, sie zuzulassen.