Ich schreibe diesen Text mit einem Kloß im Hals. Denn kürzlich ist etwas passiert, das mich als Mutter tief getroffen hat: Mein kleiner Sohn wurde im Kindergarten von einem anderen Kind ins Gesicht gebissen. Als ich ihn abholte, kam er mir entgegen, wie immer fröhlich. Doch als ich ihn genauer ansah, blieb mir das Herz stehen: Ein deutlich sichtbarer Biss in der Nähe seines Ohrs. Rot, geschwollen, später blau. Ich war wie gelähmt. Die Erzieherin kam sofort auf mich zu, versuchte zu erklären, was passiert war, aber in meinem Kopf rauschte es nur.
Ohnmacht, Wut, Traurigkeit - alles auf einmal
Ich war wütend. Auf das andere Kind, auf die Situation, auf mich selbst, weil ich ihn überhaupt in die Kita gebracht hatte. Gleichzeitig wusste ich: Es ist niemandem geholfen, wenn ich mit dem Finger zeige. Aber als Mutter fühlt man sich in solchen Momenten einfach hilflos. Es ist dieser tiefe Wunsch, sein Kind vor allem beschützen zu können und dann passiert so etwas. Und man kann es nicht rückgängig machen.
Wie konnte das passieren?
Natürlich habe ich das Gespräch mit der Kita gesucht. Die Erzieherin war offen, ehrlich und hat mir erklärt, dass solche Situationen unter Kleinkindern leider vorkommen können. Kinder in dem Alter, gerade so um die zwei Jahre, haben oft noch keinen anderen Weg, um sich auszudrücken, wenn sie überfordert oder frustriert sind. Es war kein gezielter Angriff, sondern ein Ausdruck von Überforderung. Ich weiß das. Und trotzdem tut es weh.
Verständnis trotz Schmerz
Ich versuche, mich in das andere Kind hineinzuversetzen. Wie fühlt es sich an, wenn man seine Gefühle nicht benennen kann? Wenn man noch nicht gelernt hat, was richtig und was falsch ist? Ich versuche, meinem eigenen Kind beizubringen, dass man mit Worten kommuniziert und doch weiß ich, dass dieser Lernprozess Zeit braucht.
Bei allen Kindern.
Und mein kleiner Glückskeks?
Er spricht noch nicht viel, aber er hat mir deutlich gezeigt, dass er Nähe brauchte. Die Tage danach war er anhänglicher, wollte öfter kuscheln, manchmal ohne ersichtlichen Grund weinen. Ich habe ihm einfach Raum gegeben. Viel getragen, viel gekuschelt, viel gehalten. Ihm gesagt, dass er sicher ist, dass Mama immer da ist. Und ich hoffe, dass das reicht.
Fazit: Gefühle dürfen da sein
Ich habe keine perfekte Lösung. Aber ich glaube, wir Eltern dürfen uns erlauben, traurig zu sein. Wütend, verletzt, ängstlich. Und gleichzeitig dürfen wir versuchen, den Blick zu weiten. Hin zu Verständnis, zu Empathie, nicht nur für unser eigenes Kind, sondern auch für das andere. Denn beide sind noch klein. Beide lernen. Und wir Erwachsenen, wir dürfen mitlernen.