Fünf Mal durfte ich hoffen. Fünfmal durfte ich träumen. Und fünfmal wurde mir dieses kleine Wunder wieder genommen - bevor ich es überhaupt richtig greifen konnte. Fünf Fehlgeburten. Fünf kleine Leben, die nur ganz kurz Teil meines Weges waren. Und auch wenn ich nie ein Gesicht sehen, nie eine Hand halten konnte: Ich war Mama. Vom ersten Moment an.
Heute, zwei Jahre später, halte ich ein Kind an der Hand. Mein Wunschkind. Mein Regenbogenkind. Und manchmal, wenn ich diese kleinen Finger spüre, die sich fest an meine klammern, frage ich mich: Wie kann so viel Liebe in so einen kleinen Menschen passen? Und wie konnte dieser kleine Mensch mein Herz heilen - ohne es zu wissen?
Die unsichtbare Trauer des Vaterseins nach Fehlgeburten
Fehlgeburten sind ein Thema, über das viel zu selten gesprochen wird. Vor allem aus der Perspektive von Vätern. Auch mein Partner hat getrauert – leise, still, im Verborgenen. Er wollte für mich stark sein, dabei blieb sein eigener Schmerz oft ungezeigt. Aber er war da. Jeden Tag. In jeder Arztpraxis. In jedem Kinderwagen, den wir auf der Straße gesehen haben. Und besonders an jedem Vatertag.
Es gab Tage, da fühlten wir uns wie Eltern ohne Kind. Und dann kamst du, kleiner Glückskeks.
Muttersein heilt, aber die Narben bleiben
Als du geboren wurdest, hast du nicht nur mein Leben verändert – du hast auch begonnen, mein Herz zu heilen. Mit jedem Lachen, jedem ersten Schritt, jedem „Mama“, das über deine Lippen kam. Du hast mir gezeigt, dass Hoffnung sich lohnt. Dass Liebe niemals umsonst ist. Und dass das Leben manchmal Zeit braucht, um sich zu sortieren.
Aber auch wenn du mein Herz heilst: Die Narben bleiben. Ich vergesse sie nicht, die Kinder, die ich nie kennenlernen durfte. Sie sind Teil meines Weges. Teil meiner Geschichte als Mutter. Und vielleicht ist es genau das, was mich heute zu der Mama macht, die ich bin.
Für alle, die noch warten
Ich schreibe diesen Text für alle Mütter/ Väter, die warten. Die trauern. Die vielleicht denken, sie dürfen ihren Schmerz nicht zeigen.
Du bist nicht allein. Deine Trauer zählt. Dein Muttersein zählt – auch ohne sichtbares Kind an der Hand.
Und vielleicht, irgendwann, kommt auch zu dir ein kleines Wunder. So wie zu mir. Eines, das dein Herz heilt, einfach nur, weil es da ist.