Mama sein ist ohnehin eine Herausforderung. Doch Mama mit Handicap zu sein – psychisch, emotional, mit einer sozialen Phobie – ist ein ganz eigener Weg. Dies ist meine Geschichte. Persönlich, verletzlich und gleichzeitig voller Hoffnung.
Seit April mache ich eine Verhaltenstherapie bei einer Psychotherapeutin. Es ist ein mutiger Schritt – einer, den ich nicht nur für mich, sondern auch für meinen Sohn gehe. Mein kleiner Glückskeks ist jetzt 27 Monate alt. Ich bin seine Welt, und er ist meine. Und genau deswegen habe ich begonnen, mich meinen inneren Dämonen zu stellen.
Mein Handicap: Wenn die Angst den Alltag bestimmt
Ich leide unter einer sozialen Phobie, verbunden mit alten Traumata, die mich über Jahre begleitet haben. Der Alltag ist für mich oft eine riesige Herausforderung – Menschenmengen, Gespräche mit anderen Eltern, Behördengänge, ja sogar der Spielplatz. Was für viele selbstverständlich erscheint, bedeutet für mich Stress, Angst und Überforderung.
Doch das sieht man mir nicht an. Ich funktioniere. Ich lächle. Ich liebe mein Kind. Und ich kämpfe. Jeden Tag.
Warum ich mich für eine Therapie entschieden habe
Lange habe ich gedacht, ich muss „einfach stark“ sein. Doch das hat mich kaputt gemacht. Mein Wendepunkt kam, als ich merkte: Ich kann keine gute Mutter sein, wenn ich mich selbst aufgebe. Ich wollte meinem Sohn nicht das Bild einer überforderten, ängstlichen, innerlich verletzten Mutter mitgeben.
Deshalb begann ich im April eine Verhaltenstherapie. Mit dem Fokus auf Traumaverarbeitung, Stabilisierung und einen realistischen Blick in die Zukunft. Ich lerne, dass meine Ängste nicht mein Leben bestimmen müssen. Ich lerne, für mich einzustehen. Und ich lerne, dass Heilung Zeit braucht.
Was es bedeutet, eine Mama mit psychischen Einschränkungen zu sein
In unserer Gesellschaft wird viel über körperliche Behinderungen gesprochen – aber kaum über psychische Handicaps, besonders bei Müttern. Dabei sind wir viele. Und oft unglaublich einsam.
Ich habe gelernt: Ich bin nicht weniger wert als andere Mütter. Ich bin nicht schlechter, nur weil ich manchmal Hilfe brauche. Ich darf mir Unterstützung holen – und das ist keine Schwäche, sondern Stärke.
Mein Sohn ist mein Anker
Wenn mein Sohn lacht, vergesse ich für einen Moment meine Ängste. Er zeigt mir, wie wichtig es ist, weiterzumachen. Seinetwegen gehe ich diesen Weg der Heilung. Ich möchte, dass er mit einer Mama aufwächst, die ihm Sicherheit geben kann. Die ihm zeigt, dass es okay ist, Gefühle zu haben. Dass man sich Hilfe holen darf. Und dass man auch mit einem Handicap ein erfülltes Leben führen kann.
Zukunft mit Perspektive: Kleine Schritte, großer Mut
Ich bin noch ganz am Anfang. Es gibt Rückschläge. Tage, an denen ich nicht aufstehen will. Aber auch Tage, an denen ich stolz bin, weil ich den Einkauf geschafft habe oder ein Gespräch mit der Therapeutin besonders ehrlich war.
Meine Zukunftsvision? Eine stabile Mama sein. Mit Lebensfreude. Mit echter Verbindung zu meinem Sohn. Vielleicht sogar mit einem kleinen beruflichen Neustart, angepasst an meine Möglichkeiten. Ich möchte anderen Mamas mit Handicap Mut machen. Zeigen, dass es Wege gibt.
Fazit: Mama mit Handicap - und trotzdem stark
Diese Worte schreibe ich mit zitternden Fingern – nicht, weil ich schwach bin, sondern weil es Überwindung kostet, sich so ehrlich zu zeigen. Aber ich weiß, irgendwo da draußen liest vielleicht gerade eine andere Mama mit Handicap diese Zeilen. Und vielleicht fühlt sie sich dann ein kleines bisschen weniger allein.
Ich bin Mama. Ich habe ein Handicap. Und ich bin auf dem Weg – für mich und für meinen Sohn.