Was ich mir als Sternenmama von meinem Umfeld gewünscht hätte

Ein Kind zu verlieren, ist unbeschreiblich. Fünf Kinder gehen lassen zu müssen, ist kaum in Worte zu fassen. Ich bin eine Sternenmama – und ich weiß, wie einsam dieser Weg sein kann. In diesem Bericht möchte ich teilen, was ich mir als Sternenmama von meinem Umfeld gewünscht hätte. Vielleicht hilft es anderen, sensibler mit betroffenen Eltern umzugehen – und vielleicht erkennt sich die eine oder andere Mama in meinen Worten wieder.

 

Mein Weg zur Sternenmama - ein steiniger Pfad

 

Ich habe fünf Sternenkinder. Jedes einzelne von ihnen hat einen Platz in meinem Herzen. Zwei von ihnen haben auch einen Platz in einem Sternenkindergrab, das ich regelmäßig besuche. 2023 durfte ich endlich meinen Sohn lebend in den Armen halten – ein Wunder, das ich kaum zu hoffen wagte.

Doch die Jahre davor waren geprägt von Schmerz, Trauer, Hilflosigkeit – und leider auch von fehlender Unterstützung. Während mein Partner immer an meiner Seite stand, fühlte ich mich von einem großen Teil meines Umfelds alleingelassen.

 

Was ich mir gewünscht hätte - nicht viel, aber alles

 

1. Ein offenes Ohr – ohne Ratschläge

Nach jeder Fehlgeburt wünschte ich mir nur eines: dass jemand zuhört. Ohne mich zu belehren. Ohne mir gut gemeinte, aber verletzende Sätze zu sagen wie:

  • „Ihr könnt es ja nochmal probieren.“

  • „Sei froh, dass es so früh passiert ist.“

  • „Vielleicht war es besser so.“

Ich hätte mir gewünscht, dass man mich einfach trauern lässt. Dass mein Schmerz ernst genommen wird. Denn der Verlust eines Kindes ist nicht kleiner, nur weil es noch nicht geboren wurde.

2. Anerkennung meines Mutterseins

Ich bin Mutter – auch ohne Kinder an der Hand. Doch viele Menschen sehen das nicht so. Ich hätte mir gewünscht, dass meine Mutterschaft anerkannt wird. Dass man mir zum Muttertag gratuliert. Dass man meine Kinder nicht verschweigt, sondern ihnen einen Platz lässt – im Gespräch, im Herzen, in der Erinnerung.

3. Aktive Unterstützung im Alltag

Nach den Fehlgeburten war ich oft körperlich und seelisch am Ende. Trotzdem erwartete mein Umfeld, dass ich „funktioniere“. Ich hätte mir gewünscht, dass jemand einfach mal eine Mahlzeit vorbeibringt, den Einkauf übernimmt oder mir sagt: „Ich bin da. Du musst das nicht allein schaffen.“

4. Ein sensibler Umgang mit Schwangerschaften anderer

Ich gönne jeder Frau ihr Glück. Aber ich hätte mir gewünscht, dass werdende Mütter in meinem Umfeld etwas Feingefühl zeigen. Kein Bauchfoto in der Familiengruppe direkt nach meinem Verlust. Kein Babyshower-Einladung zwei Wochen nach der Fehlgeburt. Ein bisschen Rücksicht hätte vieles erträglicher gemacht.

 

Wie mein Partner mir half - und was das Umfeld hätte lernen können

 

Mein Partner war mein Fels. Er hat mich gehalten, wenn ich zerbrochen bin. Er hat geweint, mit mir geschwiegen und mich immer wieder daran erinnert, dass unsere Kinder geliebt wurden – und weiterhin werden.

Wenn ich heute zurückblicke, wünsche ich mir, dass mehr Menschen wie er reagiert hätten: ohne Druck, ohne Bewertung, mit bedingungsloser Liebe und Geduld.

 

Warum Worte heilen - oder verletzen können

 

Viele Menschen wissen nicht, was sie sagen sollen. Und manchmal wäre es besser, einfach gar nichts zu sagen, als etwas Falsches. Ich hätte mir gewünscht, dass man lieber fragt: „Was brauchst du?“ anstatt mir ungefragt Trostfloskeln zu liefern.

Manchmal reicht ein schlichtes: „Es tut mir leid. Ich denke an dich.“

 

Mein Appell an Angehörige, Freunde und Kollegen

 

Wenn du jemanden kennst, der ein Kind verloren hat, sei einfühlsam. Du musst nicht alles richtig machen – aber versuch, da zu sein. Frag nach, höre zu, zeig Mitgefühl. Du kannst einer Sternenmama den Schmerz nicht nehmen, aber du kannst ihn ein kleines bisschen erträglicher machen.

 

Ein neues Leben - und der alte Schmerz

 

Seit 2023 bin ich Mama eines kleinen Jungen. Er bringt Licht in mein Leben – aber er ersetzt meine Sternenkinder nicht. Sie sind und bleiben Teil meiner Geschichte.

Der Schmerz ist da, manchmal leiser, manchmal laut. Und mit jedem mitfühlenden Wort, jedem ehrlichen Gespräch wird es ein wenig leichter.

with love,
Janine
share on

1 comment

  • amberlight says:

    Ein Lebensschmerz der bleibt - hier waren es vier Schwangerschaften und drei Kinder. Geholfen haben mir damals auch Gespräche und die Erkenntnis, dass (zu) wenig darüber gesprochen wird, aber so viele damit Erfahrungen haben. Die ganz eigene Trauer der Männer ist gefühlt immer noch viel weniger Thema, als das der Frauen ....

    Reply

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert