Paroxetin – Anwendung, Wirkung & Erfahrung

Medikamente helfen uns meist in kurzer Zeit. Ihr Nachteil ist jedoch, dass sie in aller Regel nicht die Probleme beseitigen. Sie lindern oder verdecken lediglich die Symptome. Deshalb lehne ich Medikamente als einzige Form der Therapie bei depressiven Verstimmungen ab.

Vor Jahren hat mein Arzt mir dennoch eine medikamentöse Therapie verschrieben, die jedoch von einer psychotherapeutischen Behandlung begleitet wurde. Anfangs wurde mir ein noradrenerg und spezifisch serotonerg wirkendes Antidepressivum namens Mirtazipin verschrieben. Das NaSSA besetzt im Gehirn spezifische Bindungsstellen der Botenstoffe Noradrenalin und Serotonin und verändert damit den Einfluss dieser auf die Signalübertragung im Gehirn. Insbesondere steigert es indirekt die Freisetzung von Dopamin im präfrontalen Cortex sowie die noradrenerge Übertragung in kortikal-limbischen Bereichen.  Der Serotoninspiegel wird dabei nur unwesentlich beeinflusst. Mirtazipin zählt zu den bekanntesten Antidepressiva und wird von Ärzten gerne eingesetzt – auch in meinem Fall. Doch schon innerhalb kürzester Zeit habe ich mit einer Vielzahl an Nebenwirkungen kämpfen müssen, die auch heute noch sichtbar sind. So wurde mein Appetit deutlich verstärkt wodurch schließlich eine enorme Gewichtszunahme zustande kam. Auch plagten mich starke Kopfschmerzen und ein trockenes Mundgefühl. Immer wieder versank ich während der Behandlung in unnormalen Träumen. Zuletzt brachte mich das Medikament sogar in eine Spezialklinik.

 

Mirtazipin – starke Gewichtszunahme und Schlafentzug

 

Mittlerweile wurde das Medikament abgesetzt und gegen einen selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer ausgetauscht: Paroxetin. Das Antidepressivum ist seit 1992 auf den Markt und erst ab 18 Jahren zugelassen beziehungsweise erhältlich.

Paroxetin ist bekannt dafür, dass es stärkere Absetzsymptome auslösen kann als andere SSRI`s und SNRI`s-

Meine individuell festgelegte Dosis wird seither täglich während dem Frühstück eingenommen. Mittlerweile klappt dieser Vorgang ganz ohne Übelkeit und Magenschmerzen, was jedoch nur durch die Zugabe weiterer Medikamente möglich ist. Denn Paroxetin weist eine Menge an Nebenwirkungen hervor, die mir seit dem Tablettenwechsel ordentlich zu schaffen machen. So kämpfe ich beispielsweise noch immer gegen schmerzhafte Magenkrämpfe und erhöhter Schlaflosigkeit. Schlafe ich dann doch irgendwann ein, sorgen abnormale Träume für furchtbare Momente. Auch leide ich bislang an Verwirrtheit, Herzrasen und Schwitzen. Letzteres ist für eine Frau in meinem Alter keine schöne Angelegenheit, zumal es sich hierbei nicht um ein bisschen Schweiß handelt.

Alles in allem hat das Medikament Paroxetin mein Leben völlig auf den Kopf gestellt und den Alltag um 180° gedreht. Ich passe mich seitdem immer mehr an diese Nebenwirkungen an und schränke mich so bewusst in vielen Dingen ein.

 

Leben mit Paroxetin – Wenn Nebenwirkungen den Alltag bestimmen

 

Nun fragt man sich gewiss warum ich das Antidepressiva nicht einfach absetze und mich für ein anderes Medikament entscheide. Tja, ganz so einfach ist das bei Medizin dieser Art leider nicht. Natürlich stand die Überlegung im Raum, erste Gespräche diesbezüglich wurden schon geführt und auch Experten um Hilfe gebeten. Doch meine Krankheit ist mittlerweile so stark ausgeprägt, dass ein Leben ohne Paroxetin beziehungsweise ein Wechsel aktuell einfach nicht machbar ist. Denn kein Antidepressiva weist eine Wirkung hervor, die dem von Paroxetin gleicht beziehungsweise gleich „gut“ wirkt. Kurz: die Ärzte wissen einfach nicht, was sie mir noch verschreiben könnten. In einer Zeit wie dieser eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit – dachte ich. Doch ja, Paroxetin ist derzeit das einzige Produkt, dass mir ein „normales“ Leben ermöglicht.

Dennoch hasse ich die tägliche Zufuhr und die damit verbundenen Augenblicke. Immerhin sorgt das Paroxetin auch dafür, dass ich mich von meinem Kinderwunsch verabschieden musste. Denn neuere Studien zur Anwendung von Antidepressiv während der ersten Schwangerschaftstrimenons berichten über ein erhöhtes Risiko kongenitaler Missbildungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Paroxetin. Demzufolge wurde mir von einer Schwangerschaft abgeraten. Die Gefahr für das Neugeborene ist einfach zu groß. Nach Einnahme von Paroxetin bzw. anderen SSRI’s am Ende der Schwangerschaft, traten bei einigen Neugeborenen folgende Absetzsymptome auf: Ess- und Schlafstörungen, Atmungsschwierigkeiten, bläuliche Verfärbung der Haut, Atemunterbrüche, Krampfanfälle, Temperaturschwankungen, zu niedriger Blutzuckerspiegel, Tremor, abnormale Muskelspannungen, gesteigerte Reflexbereitschaft, Erbrechen, abnormale Irritabilität, Überspanntheit, Lethargie, Schläfrigkeit und anhaltendes Weinen.

 

Paroxetin – Anwendung, Wirkung & Erfahrung

 

Wenn depressive Gedanken zunehmen und das Leben zur Belastung wird, können Medikamente durchaus eine wichtige Rolle während der Therapie darstellen. Nichtsdestotrotz sollte man gerade Antidepressiva mit Vorsicht genießen, zeitgleich aber auch niemanden verurteilen, der selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer zu sich nehmen muss. Sie stellen durchaus eine bedeutende Rolle dar und können für Normalität im Alltag sorgen. Doch Antidepressiva stellen auch eine Gefahr dar und weisen allerhand Nebenwirkungen hervor.

Ob man sich schließlich für oder gegen eine medikamentöse Behandlung entscheidet, sollte daher jedem selbst überlassen sein.

Janine

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3 comments

  • Annett Seyfert says:

    Hallo Janine,

    unter Paroxetin & noch weiteren Psychopharmaka sowie einem blutdrucksenkendem Medikament habe ich 2015 eine gesunde kleine Tochter zur Welt gebracht & mich vorher auch lange mit dem Thema Depressionen, Medikamente & Schwangerschaft beschäftigt, wobei mich meine Erkrankung schon seit über 20 Jahren mit den unterschiedlichsten Gaben von Medikamenten begleitet.
    Du kannst mich bezüglich einem Erfahrungsaustausch gern per PN kontaktieren, denn gern helfe ich weiter & erzähle Dir meine Geschichte.

    Liebe Grüße,
    Annett

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    • Vanessa says:

      Liebe Annett,

      ich bin zufällig auf deinen Beitrag unter dem Artikel gestoßen und habe großes Interesse an deiner Geschichte da ich bisher niemanden unter Paroxetin in der Schwangerschaft gefunden habe.

      Lieben Gruß,
      Vanessa

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      • Janine says:

        Hallo Vanessa,
        ich werde Annett kontaktieren und fragen ob sie Kontakt zu dir aufnehmen möchte :)

        Lg Janine
        Ps. Wurde trotz Paroxetin letztes Jahr schwanger, auch wenn die Ärzte etwas anderes gesagt haben^^

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