Familienplanung: Ich möchte KEIN weiteres Kind!

Kaum ist der kleine Glückskeks auf der Welt, beginnen schon die Fragen nach dem nächsten Kind. Babydruck von außen - nicht nur unnötig, sondern vor allem auch sehr übergriffig. Immer wieder muss ich mich seither rechtfertigen, warum ich kein weiteres Kind haben möchte. Dabei sollte dies eine ganz persönliche Entscheidung sein. Familienplanung: Ich möchte KEIN weiteres Kind!

 

Der gesellschaftliche Druck

 

Ich bin glücklich so wie es gerade ist. Der Glückskeks bereichert mein Leben enorm und hat die dunklen und tristen Momente vergangener Tage auf ganz besondere Weise in Licht gehüllt. Mein Wunsch ist in Erfüllung gegangen und mit ihm so viel mehr. Doch statt auf einer puderweichen babyblauen Wolke zu schweben, muss ich seit seiner Geburt dem gesellschaftlichen Druck standhalten. Denn immer wieder wird der Wunsch nach weiterem Nachwuchs laut.

Nicht von mir.

Auch nicht von meinem Partner.

Vielmehr unser familiäres Umfeld nervt mit dieser unnötigen und übergriffigen Fragerei, wohl wissend, dass bereits der Weg zum Folgewunder unglaublich viel Schmerz und Leid mit sich zog. Auch wenn Geschwister eine bedeutende Rolle für unsere individuelle Entwicklung haben, an die vielen Fehlgeburten vor der Geburt unseres Sohnes denkt dabei keiner.

 

Nach vier Fehlgeburten ein gesundes Kind

 

Ein Kind zu bekommen, ist wahrlich eine wundervolle Erfahrung. Der positive Schwangerschaftstest, die erste Übelkeit, das erste Ultraschallbild - beinahe jeder Tag während einer Schwangerschaft hält eine neue wundervolle Erfahrung bereit. Doch nicht jede Schwangerschaft verläuft problemlos. Etwa 11 bis 15 Prozent aller festgestellten Schwangerschaften enden mit einer Fehlgeburt. Diese schmerzhafte Erfahrung musste ich in den vergangenen Jahren gleich mehrfach machen. Man spricht in einem solchen Fall (drei aufeinanderfolge Fehlgeburten) von "habituellen Aborten".

Eine Fehlgeburt ist ein trauriges Ereignis. Passiert dies wiederholt, kann es sehr traumatisch sein.

Nach all den schmerzhaften Erfahrungen vergangener Tage, habe ich an kein Wunder mehr geglaubt. An das Thema Kinderwunsch habe ich einen dicken Haken gemacht und angefangen zu akzeptieren. Bis im vergangenen Jahr plötzlich ein positiver Schwangerschaftstest meinen Alltag verändert hat. Mir war von Anfang an bewusst, dass auch diese Schwangerschaft mit einem gebrochenen Herzen enden wird. Ich sollte recht behalten, denn bereits wenige Wochen später musste ich aufgrund starker Blutungen ins Krankenhaus.

Vor Ort dann der Schock: das Herz meines Folgewunders schlug!

Mein Sohn ist jetzt 3 Monate alt. Ich fühle mich komplett, mein Partner sieht das genauso.

Die Angst vor einem weiteren Verlust hat mich in der Schwangerschaft so stark eingenommen, dass ich diese kaum genießen konnte. Es fiel mir unglaublich schwer auch nur einen positiven Gedanken zuzulassen, geschweige denn an dieses Wunder zu glauben. Erst ab der 21. Schwangerschaftswoche fing ich an, so langsam Freude zuzulassen und die ersten Babysachen zu besorgen.

 

Wir sind komplett

 

Noch in der Schwangerschaft sprachen wir über weitere Kinder, waren uns diesbezüglich auch erstaunlich schnell einig: Wir sind komplett. Weiterer Nachwuchs kam für uns nicht infrage. Noch ein weiteres Mal würden wir diese Ängste nicht überstehen. Hinzukam, dass wir bereits vier gemeinsame Kinder haben, die regelmäßig auf dem Friedhof besucht werden.

Umso enttäuschter waren wir von den Worten aus der eigenen Familie: "Wann kommt das nächste Kind?", "Bist du schon mit dem nächsten Kind schwanger?", "Noah braucht noch Geschwister" ....

Nein, wir sind komplett.

Mehr Kinder wollen wir nicht!

 

Familienplanung: Ich möchte KEIN weiteres Kind!

 

Der Druck von außen ist enorm. Eine Belastung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Ich sollte die Zeit mit meinem Folgewunder genießen und jeden Moment voll auskosten, stattdessen sitze ich immer wieder weinend auf dem Sofa oder verkrieche mich ins Bett. Mir fällt es schwer den Worten standzuhalten, dagegenzusprechen oder gar meine Meinung diesbezüglich zum Besten zu geben. Dabei habe ich so viel zu sagen. In mir schlummern so viele Worte, die allesamt ausbrechen möchten. Doch ich schaffe es nicht, statt dessen ziehe ich mich zurück und fresse erneut alles in mich hinein.

Ich verstehe es nicht, warum man dieses Wunder nicht genießen kann. Warum man nach weiterem Nachwuchs giert. Am Ende ist es meine Entscheidung, denn es ist mein Körper, der all diesen Schmerz, Verlust und Kummer tragen muss.

Ich frage mich immer, wo sie denn alle waren, als man mein Herz in zwei brach und ich zitternd auf der kalten Bank in der Kirche saß, während meine Kinder in einer liebevoll gestalteten Urne ihren letzten Segen bekamen. An jenem Tag war außer meinem Partner niemand an meiner Seite. Nicht einer, der ein Licht für Rosalie und Conner anzündete. Der mit uns am Grab stand und Blumen auf die Urne legte. Es war niemand da, nicht einer. 

Was möchte ich damit sagen?

Wir sollten lernen, dankbar zu sein. Dankbar für die vielen kleinen Dinge, die uns das Leben schenkt. Wir sollten dankbar sein, wenn das Schicksal uns mit einem Wunder überrascht und lernen, damit zufrieden zu sein, statt nach mehr zu gieren. Außerdem sollten wir lernen, zu akzeptieren. Wenn ein Mensch nein sagt, nein zu weiteren Kindern, dann sollten wir diese Entscheidung respektieren.

Janine

with love,
Janine
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14 comments

  • Alexandra says:

    Ich kann es total nachvollziehen, das ihr kein weiteres Kind möchtet. Nach allem was ihr durch gemacht, und ihr euer Wunder habt. Lasst euch auf keine Diskussion ein, genießt euer Glück

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    • Janine says:

      Genau so sehe ich das auch! Mir reicht dieses kleine Wunder!

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  • Katha says:

    Hallo meine liebe :)
    Ich musste zum Glück nie einen Verlust, wie du ihn mehrfach erlebt hast, erleiden.
    Leider kann ich aber die Nachfragen, nach einem zweiten Kind, komplett nachvollziehen. Direkt am Tag der Entlassung ging es bei meinen Freunden und Verwandten los. :/
    Ich habe zum dem Zeitpunkt wirklich andere Dinge im Kopf gehabt.
    Schon der positive Test damals war ein Schock (immerhin haben wir verhütet) und die Geburt musste auch erstmal verarbeitet werden. Es war alles so surreal...
    Diese "Fragestunden" haben aufgewühlt und ehrlich gesagt extrem genervt!

    Als kleiner Tipp: sollten wieder diese Fragen kommen, schick deinen Freunden und Verwandten doch den Link zu diesem Artikel. Du musst nichts erklären! Wenn sie dies lesen, sollten sie ein für alle mal verstehen!

    liebe Grüße und fühl dich geknuddelt

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    • Janine says:

      Irgendwie erschreckend, oder? Man denkt, nach der Geburt sind alle erstmal happy und dankbar für so ein wundervolles Wunder. Doch das Gegenteil ist der Fall. Jeder Zweite meint plötzlich die eigene Familienplanung übernehmen zu wollen...dieses Fragerei - nervig einfach nur!

      Deine Idee klingt gut. Tatsächlich bin ich bei dem Thema mittlerweile sehr unfair und spreche immer die vielen kleinen Wunder auf dem Friedhof an. Nur leider prallt das immer wieder ab. Oder vielleicht auch nicht, wer weiß, vielleicht treffe ich damit ja immer wieder ins Schwarze ohne es zu wissen :D

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  • Karin Karkutsch says:

    Hallo

    ich finde es ganz schrecklich das andere vor allem auch Familie über jemanden entscheiden möchte wie er sein Leben lebt,

    ich kann dich so gut verstehen und nur du alleine darfst über deinen Körper entscheiden.

    ich wünsche euch 3 schöne Pfingsten , genießt euer Glück, egal was andere sagen

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    • Janine says:

      Da hast du absolut recht! Ich weiß nicht, wie viele Tränen ich deswegen vergossen habe. Statt sich dem kleinen Wunder anzunehmen, wird gleich nach dem nächsten gefragt - für mich einfach ... ich weiß nicht, mir fehlen dazu einfach die Worte

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  • ManuelaBe says:

    Lass Dich nicht runter ziehen, es ist Deine Entscheidung und die Deines Partners. Versuche klar auszusprechen das Du diese Fragen übergriffig findest. Leicht gesagt aber nicht immer einfach umzusetzen. Es kann doch nicht sein das Du unglücklich bist weil andere Dich bedrängen.

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    • Janine says:

      Da muss ich dir leider zustimmen! Ich bemühe mich künftig meinem Gegenüber besser klarzumachen, dass mich diese Fragerei belastet :)

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  • Ursel Barth says:

    Wenn ihr Beiden Euch einig seit, hat der Rest der Welt - auch eure Familien - zu schweigen. Basta. Bei mir ging die Fragerei erst nach Kind zwei los. Aber genauso penetrant. Leider auch von meinem Mann, der unbedingt ein drittes (für ihn viertes) Kind wollte. Seit Kind 1 habe ich ein einziges Mal bis 8 Uhr geschlafen (meine Auszeit von einer Nacht mit meiner Schwester). Selbst jetzt stehe ich meistens zwischen 5 und 6 Uhr auf. Ein drittes Kind hätte ich nicht geschafft. Es hätte mich geschafft. Männe quengelt immer noch, wie schön es doch gewesen wäre, wenn Kind zwei ein Zwilling gewesen wäre. Das Thema ist ausgestanden, 3 Jahre nach Kind 2 habe ich mich sterilisieren lassen. Basta. Ende der Diskussion.
    Genieße bitte Deine Familie, so wie sie ist. Ich habe so oft mit dir gehofft, dass endlich ein Kind da ist. Es tut mir jetzt noch weh, wenn ich an deine Sternenkinder denke. Und das wollen deine Familie und deine Freund dir noch einmal zumuten? Schade. Ich wünsche Dir viel Spaß mit Noah, knuddel ihn einmal mehr, und versuche, diese blöden Kommentare an dir abprallen zu lassen.

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    • Janine says:

      Autsch, vom eigenen Mann ist bestimmt auch übel. Ich bin sehr froh, dass Papa Toni das genauso sieht. Immerhin waren wir die beiden, die immer wieder im Krankenhaus saßen und diese blöden Worte hören mussten. Wir saßen alleine bei der Beerdigung vor der Urne, besuchen alleine das Grab unserer Kinder,...ich könnte das noch ewig ziehen.

      Ich finde diese Fragerei ganz ganz schlimm.
      Ja, und irgendwie fehlen mir dazu auch die Worte. Es ist immer wieder ein Stich ins Herz, weil mein großes kleines Wunder so viel mehr ist, als einfach nur ein Einzelkind, Er hat Geschwister, wenn auch welche die von oben auf ihn herabschauen!

      Danke für deine lieben Worte!

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  • Sissi S. says:

    Liebe Janine,

    es tut mir sehr leid das du solche Erfahrung gerade aktuell immer wieder durchleben musst und es deine Freude eindämmt, die Freude nach dem Kampf endlich das Glück in den Händen zu halten.
    Menschen sind was von menschlich kommt, nicht immer einfach, Worte können berühren, aufbauen, trösten, verletzen, aber auch gut tun.
    Familie fällt sehr sehr schwierig zu meiden, aber was du definitiv darfst IST, dir und dein Partner entscheiden lassen wann, wie und wo ihr Grenzen sezt

    UND wenn DU liebe Janine dich gut fühlst, dann steh zu deinem Wort, sprich bitte aus was dich verlezt, auch wenn du weinst, es muss raus !

    Ich wünsche dir Kraft deine Gedanken auszusprechen und sende dir ganz viel Liebe

    Es ist eure Entscheidung und nicht die Entscheidung von "Floskeln" *fühl dich fest umarmt *

    Sissi

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    • Janine says:

      Danke für deine lieben Worte!!!!

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  • Netta Schaper says:

    Das stimmt, wahre Worte. Die Familie, Eltern, Freunde kann sich da nicht hineinversetzen. Wie es ist etwas zu verlieren. Schaut erstmal was die nächsten Jahre zeigen und ob euer Kind wegen der „Kopf-Sache“ ganz gesund ist. Das hattet ihr geschrieben, das euch das sorgen bereitet und untersucht wird.

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  • ilse says:

    Meine Tochter muss sich regelmäßig rechtfertigen, warum sie keine Kinder möchte. Das finde ich auch sehr sehr frech. Und sie sagt das deutlich und laut und direkt. Und trotzdem fragen ihre Schwiegereltern immer und immer wieder... Wenn ich das nächste Mal den Beiden begegne, werde ich ihnen sehr deutlich sagen müssen, dass sie das zu unterlassen haben. Ich mag die Schwiegereltern, aber dieses Verhalten ist nicht zu akzeptieren. Das darf Niemand! Auch bei dir darf das Niemand! Es ist eure persönliche Sache und da hat Niemand etwas mitzureden, nur ihr Drei - mit den Sternchen im Herzen.

    Ich drücke dich aus der Ferne ganz fest und bin sooooo verliebt in deinen kleinen Glückskeks - so ein hübscher Schatz. Genießt die Zeit ;)

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