Soziale Phobie – Mein Handicap im Alltag

Menschen mit sozialer Phobie haben Angst, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Man hat quasi stets die Sorge, sich peinlich oder beschämend zu verhalten. Daher meiden sie Partys, Konferenzen, vor anderen Personen zu sprechen oder in der Öffentlichkeit zu essen oder zu trinken. Sie fürchten, dass ihnen ihre Nervosität oder Angst angesehen werden könnte, was ihre Angst oftmals noch weiter verstärkt. Begleitet wird die Angst oft von körperlichen Symptomen wie zum Beispiel Erröten, Zittern, Herzrasen, Schwitzen, Atemnot und häufigen Versprechern. Auch Schwindelgefühl, Harndrang und Panik tritt dabei auf.

Um all das zu vermeiden, gehen Menschen mit sozialen Ängsten Situationen, in denen sie der Bewertung durch andere ausgesetzt sind, oft von vornherein aus dem Weg. Dieses Verhalten erschwert berufliches und privates Weiterkommen ungemein und kann zu vollkommener sozialer Isolation führen.

 

Angst vor Menschen – Soziale Phobien und ihre Ursachen

 

Die Ursachen einer sozialen Phobie sucht man häufig in der Kindheit oder Pubertät. Strenggenommen kann eine soziale Phobie jedoch vielfältige Ursachen haben, die noch immer nicht vollständig geklärt sind. Ein isoliertes Leben in der Kindheit kann dabei genauso beitragen wie ein abwertender oder ablehnender Erziehungsstil der Eltern. Selbst Opfer sexuellen Missbrauchs entwickeln häufig Angststörungen, die sie langfristig negativ beeinflussen.

„Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen, die sich des Problems der sozialen Phobie angenommen haben, kann nützlich sein.“

Was letztendlich der Auslöser meiner stark ausgeprägten Sozialphobie war, ist bis heute nicht geklärt. Fest steht jedoch, dass auch in meiner Kindheit der Ursprung liegt und ich deswegen heute mit vielen Einschränkungen leben muss. Es stellt ein Handicap der besonderen Art dar, dass mir mein Leben nicht immer einfach macht. Nichtsdestotrotz lerne ich täglich mehr mit der Situation umzugehen. So besuche ich seit etwa einem halben Jahr eine Selbsthilfegruppe, die sich diesem Thema angenommen hat. Gemeinsam reden wir über unsere Ängste und Gefühle, schaffen Raum für Veränderungen und lernen mit dem Handicap umzugehen. Schon der Besuch der Gruppe ist ein erster Schritt in Richtung Besserung, immerhin warten vor Ort viele fremde Menschen, mit denen man über das Thema und seine Probleme spricht.

Anfangs stellte diese Form der Therapie eine enorme Belastung für mich dar. Ich habe mich unwohl gefühlt, mit starken Bauchkrämpfen kämpfen müssen und vor Angst geweint. Heute hingegen, circa ein halbes Jahr später, freue ich mich auf den Austausch und wirke aktiv bei den Gesprächen mit.

Nichtsdestotrotz ist die Angst vor Menschen noch immer präsent. Zwar weiß ich mittlerweile damit umzugehen, dennoch schaffe ich es nicht, mich vollkommen von zu lösen. Eine große Hilfe sind hier meine Medikamente, sogenannte Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Diese sorgen für innere Stärke und helfen die Angst einzudämmen.

 

Soziale Phobie – Mein Handicap im Alltag

 

Meine soziale Phobie ist längst ein Teil von mir geworden. Kleine unangenehme Momente meistere ich momentan mit Bravour. So schaffe ich es inzwischen wieder alleine einkaufen gehen zu können oder aber auf diverse Veranstaltungen wie etwa einen Flohmarkt oder ein Stadtfest den Moment zu erleben. Genießen kann ich Situationen dieser Art zwar noch lange nicht, doch ich bin wieder Teil der Gesellschaft und lebe nicht mehr völlig isoliert.

Mein Handicap schafft jedoch auch unüberwindbare Momente wie etwa das Telefonieren. Seit mehr als 5 Jahren meide ich bewusst den Gang zum Telefon und kommuniziere ausschließlich via WhatsApp oder E-Mail. Familie und Freunde wissen davon, Kunden hingegen tun sich sichtlich schwer damit. Nur durch intensives Training werde ich auch diese Hürde irgendwann meistern und zumindest einen Teil meines Handicaps schwinden lassen können.

„Kleiner Kratzer oder schwere Krankheit: Deine Selbstheilung lässt sich immer aktivieren! Deine feste Überzeugung ist der Weg!“

Janine

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1 comment

  • Ivonne says:

    Danke für deinen ehrlichen Bericht und mach weiter. Ich freu mich, dass du dich in der Therapie öffnest und wohlfühlst.

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